Als Kinder haben wir mehr Zeit draußen als drinnen verbracht. Als Erwachsene neigen wir zum genauen Gegenteil. Instinktiv weiß das Kind in uns, dass die Natur außerhalb von uns ein perfektes Spiegelbild und ein Lehrmeister unserer eigenen inneren Natur ist.
Angeles Arrien
Der Wald tut uns gut, das spüren wir intuitiv. Dass dieses Gefühl stimmt, belegt jetzt auch die Wissenschaft. Shinrin Yoko kommt aus Japan und heisst in die Atmosphäre des Waldes eintauchen - Waldbaden. Dr. Qing Li ist Begründer des Shinrin Yoku und zählt zu den führenden Experten für Waldmedizin. Er konnte wissenschaftlich nachweisen, dass Waldbaden effektiv gesund auf den menschlichen Organismus wirkt und dass es bei zahlreichen Zivilisationsbeschwerden messbare Linderung bringt:
Ätherische Stoffe in der Waldluft, so genannte Terpene, gelten dabei als besonders wirksam. Auch gibt es Studien, die belegen, dass Bäume das seelische Wohlbefinden fördern. Der Kontakt mit Bäumen macht glücklich!
Waldbaden ist wie die Entdeckung des Selbstverständlichen: Alles ist schon da. Wir geben uns der Ruhe, dem Duft und der Schönheit der Bäume hin. Vom Hören kommen wir ins Lauschen und bemerken das Rauschen des Windes in den Blättern, den Gesang der Vögel. Vom Sehen kommen wir ins Schauen und sind berührt vom Grün, von Licht und Schatten. Vom Tasten kommen wir ins Spüren und fühlen den weichen Waldboden unter den Füßen, das bauschig-flauschige Moos, wie es beim darüber Streichen Wärme und Erfrischung gleichermaßen mitteilt. Die Sinne werden wach, und so erleben wir die schöpferische Kraft und Schönheit der Natur. Der Atem fließt freier, tiefer. Die Bäume träumen, stehen tief verwurzelt und weit verzweigt wie stille Zeugen an ihrem immer gleichen Platz - in respektierender und lebendiger Gemeinschaft.
Waldbaden ist ein bewusst geruhsamer Spaziergang, ein Aufenthalt im Wald, der nicht auf Wissen, nicht auf Leistung zielt, sondern auf Achtsamkeit, Erfrischung, Erholung, Erleben, Freude, Genießen, Gelassenheit, Entspannung. Besondere Aufmerksamkeit schenken wir dabei dem so Selbstverständlichen wie
ATMEN
GEHEN
SINNE - sehen, hören, riechen, schmecken, spüren, bewegen
BERÜHRUNG
RUHE
IN DER WEITE UND GEBORGENHEIT DES WALDES:
DA SEIN. EINFACH SEIN. TEIL DER NATUR SEIN. VERBUNDEN SEIN. IM EINKLANG SEIN.
Einfache Qi Gong-Übungen eignen sich hervorragend, geschmeidiger zu werden, sich auszudehnen, sich mit allen Sinnen da sein und die gesunde, erfrischend-lebendige Waldnatur, das vitale Wald-Qi in sich einströmen zu lassen. Die Kunst, mit allen Sinnen mit der Natur verbunden zu sein, ist die hohe Kunst des Shinrin Yoku.
Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit
und diese Kraft ist grün.
Aus lichtem Grün
sind Himmel und Erde geschaffen
und alle Schönheit der Welt.
Hildegard von Bingen